Vergleichende Interpretation
Neben der Analyse der einzelnen Instrumente, war es auch ein Anliegen der Studie, durch vergleichende Forschungsfragen mehr über die Glas-Zusammensetzung zu erfahren:
- Wie unterscheidet sich die Glasharmonika aus dem 19. Jahrhundert von dem modernen Instrument, das Gerhard Finkenbeiner 1983 baute?
- Gibt es Ähnlichkeiten oder Unterschiede zwischen der Glasharmonika, der Glasflöte sowie dem Verrophon des Deutschen Museums und Instrumenten aus anderen Sammlungen?
- Können die Erkenntnisse über die Glas-Zusammensetzung von Objekten mit bekanntem Herstellungskontext verwendet werden, um Objekte mit unbekanntem Ursprung einer bestimmten Werkstatt oder einem geographischen Bereich zuzuordnen?
Durch das Übereinanderlegen von Spektren, die von Messungen an unterschiedlichen Punkten der Instrumente bzw. von verschiedenen Objekten stammten, konnten diese Fragen mit Hilfe der Auswertungs-Software bearbeitet werden. Der Vergleich mit Instrumenten aus anderen Sammlungen basiert auf Forschungsliteratur (Haufe 1995) und unpublizierten Forschungsberichten des Museum of Fine Arts in Boston (Newmann 1992; Newmann 1997).
Andere Zeiten, anderes Glas in den Harmonikas
Vergleicht man die beiden Harmonikas, so machen sich signifikante Unterschiede in der Zusammensetzung bemerkbar: Während die Glasmacher des 19. Jahrhunderts traditionellen Glasrezepten mit einer Menge Spurenelementen folgten, zeichnet sich das moderne Instrument von 1983 durch sehr reines Quarzglas aus.
Die Reinheit des Finkenbeiner-Quarzglases wird noch offensichtlicher, vergleicht man sie mit den XRF-Messungen von der historischen Glasharmonika, datiert um 1800 (Inv.-Nr. 7996). In den Spektren sind die übereinstimmenden Ausschläge grau markiert, die zusätzlichen Komponenten im älteren Instrument grün.
Ist es eine deutsche Glastrompete?
Abgesehen von dem hohen Zinngehalt, ist das Glas der Trompete mit dem des Verrophons (Inv.-Nr. 2003-27T1) und der grünen Platte des Glasplattenklaviers (Inv.-Nr. 45933) vergleichbar. Wie im Spektrum erkennbar, stimmen vor allem die Eisen und Arsen/Blei-Verbindungen überein. Da sowohl das Glasplattenklavier, als auch das Verrophon deutschen Ursprungs sind, wurde möglicherweise auch die Trompete in derselben Region hergestellt.
Das Glasplattenklavier: Ein Instrument, viele Glassorten
Das Spektrum der rosafarbenen Platte (P1) zeigte weniger Ähnlichkeit mit den anderen desselben Instruments, dafür mehr mit den Resultaten von der Glasharmonika, der Flöte und dem Verrophon. Sie alle haben deutliche Kali- und Mangan-Ausschläge. Die Herkunft der Flöte ist unbekannt, die anderen drei Instrumente wurden von deutschen Glasmachern hergestellte. Um diese Gläser einem spezifischen Herstellungskontext zuzuordnen, sollte es von Interesse sein, Proben für eingehendere Analysen zu nehmen und Vergleiche mit bekannten Proben anzustellen.
Anders als die P1-Probe, zeichnen sich die farblose und die grüne Glasplatte durch hohe Calcium-Ausschläge aus, die vor allem im Vergleich mit denen des Kaliums deutlich werden. Zudem veranschaulichen die Spektren die Schwierigkeit, zwischen den Linien von Arsen und Blei zu unterscheiden.
Zitierweise: Charlotte Holzer, „Resultate der zerstörungsfreien Materialanalyse von gläsernen Musikinstrumenten“, in: Materialität der Musikinstrumente. Eine virtuelle Ausstellung.